Die Macht des Neins – Warum Grenzen setzen für hochsensible Menschen so wichtig ist
Grenzen setzen – das klingt so einfach, und doch ist es für viele hochsensible Menschen eine der größten Herausforderungen in ihrem Alltag. Vielleicht kennst du das Gefühl: Das „Nein“ bleibt im Hals stecken, das schlechte Gewissen klopft direkt an, und bevor du es merkst, hast du doch zugestimmt – obwohl dein Bauchgefühl ganz klar dagegen war. Aber was passiert eigentlich, wenn wir unsere Grenzen immer wieder übergehen? Und wie können wir lernen, auf eine liebevolle und klare Weise „Nein“ zu sagen?
Meine persönliche Erfahrung: Der Weg zum „Nein“
Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich früher Dinge getan habe, die ich nicht wollte. "Ja, ok, dann gehen wir heute Abend zusammen feiern." Diesen Satz habe ich mich früher wöchentlich sagen hören, auch dann wenn ich Ruhe brauchte, Abstand, Rückzug. Es gab tausend Situationen wie diese: länger auf der Arbeit bleiben, am Wochenende noch bei Freunden helfen, Leute von A nach B fahren....
Auch mir fällt es schwer, meine Grenzen zu wahren. Ich spüre sehr stark, was andere bewegt, und möchte oft helfen und unterstützen. Dabei habe ich in der Vergangenheit oft meine eigenen Bedürfnisse zurückgestellt und bin an meine eigenen Grenzen gestoßen. Ich weiß also ganz genau, wie schwierig es ist, Grenzen zu halten, besonders wenn wir uns danach schlecht oder egoistisch fühlen. Aber was ich ebenso weiß: Wenn wir als hochsensible Menschen lernen, „Nein“ zu sagen, bewahren wir nicht nur unsere Energie, sondern stärken auch unsere Selbstachtung. Denn mir hat das ständige "Ja" zu allem so gar nicht gut getan. Ich war ständig angespannt, bin hektisch durch die Gegend gerannt und konnte keine Ruhe finden, der Schlaf war schlecht und und und...
Als hochsensibler Mensch ist der Weg zu einem klaren und selbstsicheren "Nein" jedoch sehr schwer.
Warum ist es für hochsensible Menschen so schwer, Grenzen zu setzen?
Hochsensible Menschen empfinden Gefühle oft besonders intensiv. Sie nehmen kleinste Stimmungen in ihrem Umfeld wahr und wollen Konflikte vermeiden, da diese sie oft noch tiefer belasten als andere. Hinzu kommt, dass viele von uns sehr empathisch sind. Wir möchten niemanden enttäuschen oder verletzen – und übergehen dabei leider oft unsere eigenen Bedürfnisse. Unser schlechtes Gewissen hat uns dabei voll im Griff.
Ein weiterer Grund ist, dass viele hochsensible Menschen gelernt haben, dass ihre Bedürfnisse weniger zählen. Sie haben sich an eine Rolle gewöhnt, in der sie geben, ohne viel zurückzufordern. Doch diese Überanpassung kann langfristig negative Folgen haben.
Die Konsequenzen: Wenn wir unsere Grenzen nicht achten
Wer seine Grenzen regelmäßig übergeht, spürt die Folgen nicht nur im Kopf, sondern im ganzen Körper und auf seelischer Ebene:
• Körperlich: Das ständige Überschreiten der eigenen Grenzen kann zu Erschöpfung führen. Wir fühlen uns ausgelaugt, müde und angespannt. Manche entwickeln sogar stressbedingte Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Verspannungen.
• Geistig: Wenn wir immer Ja sagen, auch wenn wir Nein meinen, entstehen oft Gedankenkarusselle und Selbstzweifel. Das schlechte Gewissen nagt an uns, und das Selbstvertrauen leidet.
• Seelisch: Unsere Seele braucht Raum, um zu wachsen und zur Ruhe zu kommen. Wenn wir ständig anderen zuliebe zurückstecken, verliert unsere innere Stimme an Kraft – und damit auch unser Gefühl für unser wahres Selbst.
Kommt Dir das bekannt vor?
Ein erster Schritt: Tipps, um besser auf die eigenen Grenzen zu achten
Es gibt Wege, wie du besser auf deine Grenzen achten kannst, ohne dich dabei schlecht zu fühlen. Ich weiß jedoch aus eigener Erfahrung, dass das nicht so einfach ist. Bei mir hat es wirklich lange gedauert, bis ich mich getraut habe für mich einzustehen und es gibt auch heute noch Situationen, die mich unsicher machen, in denen ich schlucken muss. Aber es wird immer besser.
Hier sind ein paar erste Tipps, was du in einer Situation machen kannst, in der du hin- und hergerissen bist:
1. Atemübungen zur Selbstwahrnehmung: Schließe für einen Moment die Augen und spüre in deinen Körper hinein. Frage dich: „Wie geht es mir wirklich mit dieser Situation?“ Dein Körper gibt dir oft klare Hinweise, ob du Ja oder Nein sagen möchtest.
2. Mini-Ritual vor Entscheidungen: Gib dir selbst 10 Sekunden Zeit, bevor du auf eine Bitte reagierst. Stelle dir vor, wie es sich anfühlen würde, Ja oder Nein zu sagen, und entscheide dann, was für dich stimmiger ist.
3. Erinnere dich daran, dass ein Nein zu anderen ein Ja zu dir selbst ist: Jedes Nein, das du aus Überzeugung aussprichst, stärkt deine innere Balance und zeigt anderen, dass deine Bedürfnisse ebenso wichtig sind.
Natürlich sind diese Tipps nur ein erster Schritt. Das Thema ist tief und kann an viele persönliche Glaubenssätze und Erfahrungen anknüpfen, die eine Rolle dabei spielen, wie schwer uns das Nein sagen fällt.
Warum ich dich auf deinem Weg unterstützen kann
Wenn dir dieses Thema vertraut ist und du nach Unterstützung suchst, kannst du dich gerne an mich wenden. Als hochsensible Beraterin und Yogalehrerin habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, Menschen wie dich auf ihrem Weg zu begleiten. In meiner körperorientierten Beratung helfe ich dir, wieder mehr auf deine Bedürfnisse zu hören und deine Hochsensibilität als wertvolle Kraft zu sehen. Zusammen arbeiten wir daran, dass du deine Grenzen liebevoll wahrst und ein Leben führst, in dem du dich selbst nicht mehr vergisst.
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